Georg Dinstl (AT)
Aus pink wird blau, wird gold, wird grau, wird weiß. Es gibt VertreterInnen der Malerei, die ihre Vorstellung von Form und Welt auf die Leinwand wuchten, eine Idee nach der anderen exekutieren, die Zutaten zu ihrem Werk wie Ton verkneten, bis die Sache getan ist. Und es gibt solche, die ihre Absichten zwei Schritte zurücktreten lassen, den Formen und Farben die Hauptrolle geben, in vielen Schichten über die Leinwand gehen, auf Zufallssequenzen aufbauen, Dinge entdecken, verwerfen, drübermalen bis Neues entsteht. Dieser Prozess, der wahrscheinlich weitergehen könnte, bis das Bild wieder weiß ist, wird an einem Punkt angehalten, die Ergebnisse als Momentaufnahmen präsentiert. Ein Abenteuer, denn eine solche Freiheit muss man sich selbst und den Bildern erst mal geben können. Georg Dinstl hat in dieser Disziplin eine bemerkenswerte Stärke entwickelt und jongliert im freien Spiel der Kräfte mit Flächen, Farben, Figuren sowie ab und an eingesetzten Codes aus der streetart, dem ersten Feld seiner künstlerischen Sozialisation.
Bernhard Wolf
Auszug der verfügbaren Arbeiten:
Stefan Glettler
21. – 23. März 2025
Stand B18
Marx Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien

Sprengung
Was ist ein Bild? Eine ewige Frage, die aber subtil angegangen werden kann. Genau dies tut Stefan Glettler (*1980, lebt und arbeitet in Graz und Wien) mit seinen Arbeiten.
Erinnern wir uns an die Werkserie der Augen: Freifläche gegen Festigkeit und Stabilität der konsequent gesetzten Muster. Luftiges Hingeworfensein gegen die Sichtbarkeit konzentrierter Ausarbeitung. Eine Reise dorthin, wo Grenzen und Ränder neu definiert werden, dorthin, wo in den Brennpunkten sich überlagernder Linien die Temperatur im Wettspiel der Muster derart steigt, dass ein Flirren entsteht. Dies geschieht im Schnittbereich der Augen, wo zugleich außerhalb im freien Weiß eine dunkle „Tränenflüssigkeit" in eigener Regie schwebt – ungebunden, vermeintlich richtungslos, losgelassen.
Denken wir an die pechschwarzen Flügel, gruppiert an der Wand, wie sie in den Raum schneiden, Schatten werfen.
Und betrachten wir nun die spinnome. Sie brechen das gewohnte Sehen in serieller Abfolge auf, ein Nacheinander wird zum Ineinander und Nebeneinander. Kanten zerfließen, optisches Rauschen entsteht. Was taten alte analoge Bildschirme bei schlechtem Empfang? Sie unterbrachen das serielle Sehen, sie erzeugten verwaschenes Zerfließen. Das gelingt auch den spinnomen, doch sie zerschneiden nicht nur das Sehband, sie stellen sich überdies einer zweiten ewigen Frage – der Dualität von Farbe und Form.
Hier fokussieren die spinnome auf den Ort der Farbe in der Form und besetzen es dabei verschieden stark, vom starken Schwarz an Spitzen und Rändern bis hin zu weichen Farbfeldern, die so weit ausfließen, dass sie das Muster selbst werden – Farbe und Form tauschen Platz oder werden gar eins. Die Sprengung ist erfolgt, der Übergang zum nächsten spinnom offen.
Auch Glettlers berührbare – ja tanzbare – Werke, die Dancer, flirren im Raum. Diesen vielerorts schwingenden Dancern – zuletzt 2022 im Wiener Volkstheater – traten als Geschwister in anderer Dimension erst die Flügel und die Augen zur Seite, nun die spinnome. Allen Geschwistern wünsche ich ein großes Publikum und große Sprengkraft.
Text: Frank Ruf
Fotos: Thomas Ries
Unterstützt durch die Galerienförderung der Stadt Graz.
spinnom XI, 2025, 145x110cm, Acryl/Öl auf Leinen
troll stone dancing, 2022/2025, 180x62x62cm, Beton, Carbon, Glasgewebe, Papier, Epoxid
vision II, 2025, 155x150cm, Acryl/Tempera auf Baumwolle